Lawinen-Airbag-Rucksäcke - eine Marktübersicht
Kategorie: Tourentipp | eingetragen am 21. November 2012 von Christof Simon
Neben LVS-Gerät, Schaufel und Sonde hat sich der Lawinenairbag langsam aber stetig als weiteres Sicherheitsprodukt für den ambitionierten Tourengeher oder Variantenfahrer etabliert. Die Erfolgsgeschichte begann vor mehr als 25 Jahren als Peter Aschauer den ersten Lawinenrucksack auf den Markt brachte. 20 Jahre später, als das Patent für das System auslief, kamen weitere Hersteller auf den Markt.
Die Systeme
Heute gibt es drei unabhängige Systeme, die sich in Europa den Markt teilen: ABS von Erfinder Peter Aschauer, Snowpulse und BCA - Back Country Access. Die Produkte anderer Hersteller basieren auf einem dieser drei Systeme. So hat Mammut vor 2 Jahren den Hersteller Snowpulse übernommen. Der Markenname blieb erhalten, Mammut verwendet für seine Rucksäcke nur das Snowpulse R.A.S.-System.
Der Vollständigkeit halber sollen auch noch die amerikanische Marke Wary erwähnt werden. Deren Lawinenrucksäcke sind allerdings in Europa noch nicht zu bekommen.
The North Face und Salewa sind Lizenznehmer von ABS, die Rucksäcke dieser Firmen basieren also auf dem ABS-System.
Die Lawinenairbags von Ferrino und Scott nutzen das R.A.S. System von Snowpulse/Mammut.
Ortovox hat für den nächsten Winter ebenfalls Lawinenrucksäcke angekündigt, die auf dem ABS-System basieren sollen.
Gleiches Prinzip, unterschiedliche Ausführung
Auch wenn sich alle Systeme das physikalische Prinzip der "inversen Segregation" zunutze machen, gibt es bei den jeweiligen Ausführungen dennoch Unterschiede:
ABS
ABS setzt auf ein 2-Kammern-System. Im Notfall pumpt sich über einen pyrotechnisch-pneumatischen Auslöser jeweils auf der linken und rechten Seite des Rucksacks ein Airbag auf. Durch das Vario-System kann man Rucksäcke unterschiedlicher Größe auf die Airbag-Basiseinheit anzippen. Diese muss also nur einmal gekauft werden. Anstatt der obligatorischen Stahlkartusche kann eine leichtere Karbonkartusche verwendet werden, Gewichtsersparnis 235g. Das Volumen der beiden Airbags beträgt zusammen 170 Liter. Eine Skibefestigung ist seitlich nicht möglich, sehr wohl aber auf der Rückseite.
Snowpulse
Snowpulse vertreibt 2 Produktlinien: Das Lifebagsystem ist fix im Rucksack integriert, das R.A.S, das wie erwähnt auch Mammut verwendet, lässt sich entfernen. Der Rucksack lässt sich somit auch im Sommer verwenden. Beide Produktlinien haben ein Einkammern-System, das sich mechanisch auslösen lässt. Eine seitliche Skibefestigung ist möglich.
BCA
Der amerikanische Hersteller BCA setzt auch auf ein Einkammer-System mit 150 Liter Volumen. Ausgelöst wird mechanisch mithilfe einer Druckluftkartusche, die mit Pressluft wieder befüllt werden kann. Der Airbag sitzt ähnlich wie beim R.A.S im Kopfbereich des Rucksackes. Auch hier können die Skier seitlich befestigt werden.
Die meisten Hersteller bieten Ihre Lawinenairbag-Rucksäcke in verschiedenen Größen an, es ist also für jede Sportart und für jede Tourenlänge etwas dabei. Jeder, der sich für den Kauf eines Lawinenrucksackes entscheidet, sollte auf alle Fälle den Rucksack vorher probieren. Die Passform ist oft sehr unterschiedlich. Linkshänder sollte prüfen, ob sich der Auslösegriff auf der anderen Seite montieren lässt.
Sinnvoll? Ja, aber...
Auch wenn sich die Lawinenairbag-Rucksäcke im Preissegment zwischen 500 und 1000 Euro ansiedeln, sind sie dennoch eine sinnvolle Investition. Die Chance im Falle eines Lawinenunfalls an der Oberfläche zu bleiben, wird wesentlich erhöht.
Allerdings sollte man sich im Klaren sein: Die anderen Sicherheitsprodukte LVS-Gerät, Schaufel und Sonde und deren richtige Anwendung sind immer noch unumgänglich, der Lawinenrucksack kommt in der Reihenfolge der Wichtigkeit erst danach.
dazu passend:
Der Airbagrucksack - eine Analyse des plötzlichen Erfolges auf taos.at
Herstellerlinks:
ABS Lawinenairbag
Snowpulse
Backcountry Access
Mammut
Salewa
The North Face
Scott
Ferrino
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