Nie mehr Haarausfall? Testbericht zur Fischer Profoil Steighilfe
Kategorie: Test/Review | eingetragen am 20. Januar 2016 von Stefan Astner
Vorweg möchte ich mich bei der Firma Sport Gatt aus Scheffau bedanken, die uns rechtzeitig zum Start der Wintersaison 2015/16 – trotz mangelndem Naturschnee – die neue Profoil Schuppenfolie mitsamt neuem Fischer Transalp 88 Tourenski leihweise zur Verfügung gestellt hat. Wir konnten so im Dezember 2015 und im Jänner 2016 dieses Material ausgiebig auf pickelharten Kunstschneepisten, in sulzigem Schnee aber auch bei unterschiedlichen Neuschneearten unter die Lupe nehmen und dabei gleichzeitig mit konventionellen Fellen (Contour und Pomoca) vergleichen.

Das Fischer Profoil im Aufstieg.
Haarausfall – nix da!
Der erste gravierende Unterschied zu den uns bestens bekannten Fellen liegt darin, dass das Profoil quasi aus einer Kunststofffolie mit Schuppen besteht, die ein vorwärtsgleiten ohne nennenswerten Wiederstand ermöglichen und gleichzeitig ein Abrutschen im Aufstieg verhindern soll. Die Befestigung hingegen funktioniert wie gewohnt, mittels Klebeseite sowie einer vormontierten Spange zur Fixierung.

Das Fischer Profoil hinterlässt eine Schuppenabdruck im Schnee.
Schon bei der ersten Montage ist uns ein weiterer Unterschied aufgefallen und wir mussten uns tatsächlich folgende Frage stellen: Passt das Fell auf diesen Ski? Waren wir es bisher gewohnt, dass bei einem Fell die Kanten des Belages freibleiben, so verspricht Fischer durch die exakt idente Breite des Ski's und des Fell's besseren Halt bei Querungen – dazu später mehr.
Ruhe auf Skitour – ade!
Unsere erste Skitour führte uns aufgrund der geringen Naturschneeauflage im Dezember nach Brixen im Thale, wo wir über die Kandleralm hinauf zur Choralpe auf der perfekt präparierten Skipiste (schwarz) am frühen Morgen aufgestiegen sind. Pistenzustand perfekt, Kunstschnee pickelhart! Schon auf den ersten Metern der Tour war klar, wer hier das Sagen hat: Das Profoil verschafft sich schon nach wenigen Schritten auf der zunächst flachen Tour Respekt, denn neben demunverkennbaren Sound des Profoils war sofort der ungebremste Vortrieb feststellbar. Zum Sound sei noch erwähnt, dass dieser wirklich laut sein kann, speziell wenn's hart ist. Im feinen Neuschnee war davon natürlich nichts zu hören.
Der vorhin erwähnte Vortrieb – also die Gleiteigenschaften des Profoils – sind nicht zu vergleichen mit konventionellen Fellen. Ein deutlicher Pluspunkt dieses Systems, den ich an dieser Stelle ganz speziell hervorheben möchte. Auch kurze Abfahrten können somit ohne "abfellen" problemlos gemeistert werden.
Quo vadis Fell?
In meinem Testbericht möchte ich euch auch zu den Themen Feuchtigkeitsaufnehme, Stollenbildung und dem wichtigsten Punkt – den Halt des Profoil auf Skitour generell – sowie auch beim Thema Handhabung berichten und dies im direkten Vergleich mit klassischen Fellen darstellen. Aus diesem Grund sind wir mehrere Skitouren auch mit unterschiedlichen Fellen unter den Skiern gegangen (rechter Ski Profoil, linker Ski Fell) bzw. haben auf Tour mehrfach die Ski untereinander gewechselt, um auch ein breiteres Bild darstellen zu können.
- Feuchtigkeitsaufnahme
Ein großer Vorteil des Profoil ist natürlich der Verwendete Kunststoff. Da es sicher hierbei um normales Belags-P-Tex handelt, kann auch konventionelles Wachs aufgetragen und auspoliert werden. Die Feuchtigkeitsaufnahme liegt also bei Null - ein Vorteil gegenüber von konventionellen Fellen, die sich mit der Zeit (ohne Zusatzbehandlung) auch gerne einmal mit Wasser vollsaugen und somit während der Tour schwerer werden. - Stollenbildung
Laut der Aussage von Fischer "nimmt kein Wasser auf" möchte man meinen, dass auch die Stollenbildung der Vergangenheit angehört. Mit Sicherheit wird das bei entsprechender Behandlung (Wachs etc.) reduziert - wir können diese Erfahrung aber leider nicht bestätigen, da wir mehrfach mit Stollenbildung am Profoil zu kämpfen hatten, wo unsere konventionellen Felle nicht stollten? Für uns also kein Argument.
Das Fischer Profoil neigt unter bestimmten Verhältnissen zu mehr Aufstollen als herkömmliche Felle.
Das Fischer Profoil neigt unter bestimmten Verhältnissen zu mehr Aufstollen als herkömmliche Felle.
- Der Grip
Mit Sicherheit das Wichtigste für einen Skitourengeher ist der Grip. Unzählige verschiedene Schneearten und Qualitäten muss ein Fell – oder eben ein Profoil - im Laufe seines Lebens meistern und uns als Outdoorbegeisterte sicher ans Ziel bringen. Um eben genau solche Situationen nachzustellen, haben wir auf den lange ersehnten Neuschnee gewartet um euch auch abseits der Pisten unsere Eindrücke zu vermitteln.
Auffallend ist, dass bei trockenem Neuschnee abseits der Pisten der Grip beider Systeme in etwa gleich einzustufen ist, wenngleich die Präzision von einem neuen Fell bei der ersten Belastung nach dem Schritt besser einzustufen ist als beim Profoil, da uns dieses im flachen Gelände (zb auch am Skiweg) immer wieder einmal leicht seitlich wegrutschte– es also nicht unmittelbar den selben Halt gibt wie ein Fell. Ihr müsst euch das so vorstellen, dass sich der Ski beim Ablegen an der neuen Position während des Überganges von wenig Belastung zur eigentlichen Belastung immer wieder einmal wenige Zentimeter seitwärts versetzt. Dies wird aber mit etwas Übung besser und wird unsererseits nicht als Manko bezeichnet. Manche behaupten auch, das kommt vom Geschwindigkeitsüberschuss des Profoils...
Probleme bereitet dem Fischer Profoil Querungen auf harten Pisten. Herkömmliche Felle sind hier im Vorteil.
Der wesentlichere Unterschied im Grip an sich finden wir aber auf der Piste, speziell bei harten Verhältnissen. Hier braucht es eindeutig mehr Armkraft um ein Abrutschen zu verhindern. Auf der Talabfahrt in Scheffau am Wilden Kaiser – welche über mehrere Stufen abwechselnd flach bis steil hinauf auf den Brandstadl führt, konnten wir eindeutige Unterschiede zum klassischen Fell feststellen: Steile Hänge können mit Fellen sicherer begangen werden als mit dem Profoil. Insbesondere dann, wenn die Haftungsgrenze schwindet und wir uns quer zum Hang positionieren mussten, wurde das zweite Manko aufgedeckt – der Seitenhalt. Zwar sind die seitlichen Schuppen des Profoil schräg angeordnet (in der Mitte der Lauffläche in Laufrichtung), dies half uns aber auf dieser Tour in keinster Weise den Hang besser zu queren als mit einem Fell. Breite und Kantenabdeckung hin oder her – das Fell hat hier klare Vorteile – auch insbesondere dann, wenn der Hang beim Queren noch nicht all zu steil ist und wir das Fell flächig auflegen konnten. Für uns ein klarer Vorteil für hochwertige Felle klassischer Bauart. - Handhabung
Beide Systeme besitzen eine Klebeseite. Durch die starre Bauart des Profoils kann ein klassisches Fell deutlich leichter am Ski befestigt werden – es liegt auch sauberer auf. Bei der Demontage am Gipfel hingegen gefällt uns das neue Profoil sehr gut, denn mit nur einem sehr kurzen Stück Trägerfolie (ca. 25cm) kann der erste Abschnitt der Klebefläche bedeckt werden und das Profoil einfach – auch bei starkem Wind wie bei unserem Test im Schneesturm am Feldalphorn - zusammengerollt werden (Klebefläche wird von den Schuppen nicht beschädigt). Verstaut im „Fellsack“ schenken sich beide Varianten nichts –auch wenn das Fischer Profoil deutlich weniger biegsam ist als herkömmliche Felle. Trocknungszeit daheim liegt bei Null.
Beim Abfellen gefällt das Fischer Profoil - ein kurzes Stück Trägerfolie genügt um das Profoil sauber aufrollen zu können.
Abschließend möchte ich zusammenfassen, dass das Fischer Profoil sicher ein gelungener Schritt in die richtige Richtung ist und je nach Tourenwahl und Bedingungen schon jetzt eine Alternative zu klassischen Fellen darstellen kann. Wir dürfen also gespannt sein, in wie weit Fischer sein System weiterentwickeln kann und ob auch angedacht wird, dieses System für andere Skihersteller freizugeben.
Unsere Erfahrungen zum Fischer Transalp 88 Tourenski:
Der Tourenski von Fischer ist ein wirklich toller, leichter Tourenski mit Paulownia Holzkern in Air Tec Titanal Ausführung. Die Stabilität und auch die Torsion hat uns auf allen Abfahrten überzeugt. Mit 1.200 Gramm bei 170cm (123/88/111mm) gehört dieser Ski mit Sicherheit zu den Topsellern der Wintersaison 2015/16. Uns hat vor allem die Schaufel des Ski sehr gut gefallen (Tour Rocker) und das leichte Einlenken in den Schwung. Auf der Piste kam die von uns verwendete Dynafitbindung Modell TLT Ultralight 2.0 in Kombination mit dem TLT6 Schuh eher in Verlegenheit als der Ski – sowohl bei den Damen als auch bei den Herren. Hinsichtlich der Gewichtsreduktion aller Bauteile ist es aber bemerkenswert, die sich dieser Ski auch auf harter Piste fährt – also für Skitourenabfahrten auch im steilen Gelände ist uns dieses Modell eine klare Empfehlung wert.

Das Fischer Profoil und der Transalp 88 fühlen sich im Pulverschnee am wohlsten.
Abschließend möchten wir noch einmal festhalten, dass wir bemüht sind euch recht praxisnah zu berichten und völlig unvoreingenommen und mit viel Freude diese Produkte getestet haben.
Wir wünschen euch viel Spaß auf Tour!
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